ZEITmagazin : Wann haben Sie Ihre feminine Seite entdeckt?
Pejic : Schon als ich sehr jung war, habe ich mich für die Garderobe meiner Mutter interessiert. Und solange man ein Kind ist, finden das alle auch noch süß. Erst als ich älter wurde, habe ich gemerkt,
dass es eine feine Linie gibt zwischen Jungen und Mädchen.
ZEITmagazin : Und dann war es nicht mehr süß?
Pejic : Nein, es war dann nicht mehr okay, dass ich mit Puppen gespielt und Make-up aufgetragen habe. So zwischen acht und zwölf Jahren hatte ich eine Zeit, in der ich mit aller Kraft versuchte, ein
richtiger Junge zu sein. Aber es hat nicht sehr gut funktioniert.
ZEITmagazin : Sie sind in Bosnien geboren, kurz vor dem Krieg, und haben bis zum achten Lebensjahr in Serbien gelebt - das klingt für mich nicht nach einer Umgebung, die viel Rücksicht auf sexuelle Selbstfindung nimmt...
Pejic : Serbien ist bestimmt kein sehr tolerantes Land. Aber ich war ein süßes Kind, da hat man mir viel verziehen. Die harte Zeit begann für mich erst, als ich älter wurde. Ich habe meiner
Mutter viel zu verdanken, die uns in dieser krisengeschüttelten Zeit sehr behütet aufgezogen hat.
ZEITmagazin : Wie war Ihr Elternhaus?
Pejic : Mein Vater war Ökonom, jetzt arbeitet er in Bosnien in der Tourismusindustrie. Meine Mutter war Rechtsanwältin - als wir nach Australien umsiedelten, studierte sie noch einmal, heute ist sie Lehrerin.
ZEITmagazin : Also eine Mittelklassefamilie?
Pejic : Wir kamen aus der Mittelklasse, ja. Aber nach dem Krieg waren wir eine arme Familie - ich fühle mich eher als Arbeiterkind.
ZEITmagazin : Wie haben Sie sich dort zurechtgefunden als Achtjähriger in einem fremden Land?
Pejic : Es war hart. Es gab zum Beispiel kein Integrationsprogramm für Ausländer. Ich saß in der Klasse, sprach kein Wort Englisch und versuchte, etwas aufzuschnappen. Aber wenn man ein Kind ist,
ist das leichter. Ich habe ein Jahr gebraucht, um die Sprache zu lernen.
ZEITmagazin : Seit wann interessiert Sie Mode?
Pejic : Ich habe schon früh Modemagazine gelesen und gerne Kleidung gekauft - aber ich habe nie an eine Modelkarriere gedacht.
"Als Frau bin ich sexy, als Mann schlicht"
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ZEITmagazin : Sie arbeiten seit etwa einem Jahr als Model. Wie wurden Sie denn entdeckt?
Pejic : Ich verkaufte Obst auf einem Markt in Melbourne. Ein Modelagent kam vorbei und kaufte Erdbeeren bei mir. Er fragte, ob ich in der Agentur vorbeischauen wollte.
ZEITmagazin : Ohne zu wissen, dass Sie keine Frau sind?
Pejic : Das haben sie in der Agentur erst später erfahren, aber sie fanden es noch interessanter.
ZEITmagazin : Ich habe gelesen, Sie seien in Melbourne auf dem Flughafen angesprochen worden.
Pejic : Wissen Sie, ich werde so oft gefragt, wie ich entdeckt wurde - da variiere ich etwas, um die Sache interessant zu halten. Jede Geschichte hat ihre eigene Wahrheit.
ZEITmagazin : Zurzeit sind Sie das einzige prominente Model, das sowohl Männer- als auch Frauenmode trägt. Wann haben Sie das erste Mal Frauenmode vorgeführt?
Pejic : Ich bin schon für ein paar australische Marken auf dem Laufsteg gewesen, mein erster großer Auftritt war aber für Gaultier auf der Pariser Haute Couture Show im Januar. Es hat etwas gedauert, bis man mir Damenmode zutraute, weil man bezweifelte, dass ich den Körper dafür habe. Aber offenbar habe ich ihn.
ZEITmagazin : Ist es ein Unterschied für Sie, Frauen- oder Männermode zu präsentieren?
Pejic : Damenmode ist viel anspruchsvoller. Es kommt darauf an, wie man schreitet, wie man sich bewegt. Bei Männer-Shows muss man einfach nur loslaufen.
ZEITmagazin : Können Sie im Kopf zwischen Frau und Mann umschalten?
Pejic : Ich weiß, welche Erwartungen an mich gestellt werden. Als Frau bin ich sinnlich und sexy. Als Mann bin ich eher - schlicht.
ZEITmagazin : Mann zu sein bedeutet, schlicht zu sein?
Pejic : Auf die Mode bezogen - ja.
ZEITmagazin : Wie reagieren andere Models auf Sie?
Pejic : Sie sind freundlich. Nicht unbedingt meine besten Freundinnen, aber auch nicht zickig. Auf den
Männer-Schauen bin ich normalerweise der Einzige, der besonders feminin wirkt.
Aber sogar die sehr maskulinen Models bleiben cool.
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ZEITmagazin : Wie kleiden Sie sich in Ihrer Freizeit?
Pejic : Ich trage Frauen- und Männerkleidung. Aber als Frau gut auszusehen ist wesentlich günstiger. Gute Männerkleidung ist sehr teuer.
ZEITmagazin : Tragen Sie Kleider?
Pejic : Wenn ich ein Kleid sehe, das mir gefällt, dann trage ich es, ich habe kein Problem damit. Ich trage auch High Heels.
ZEITmagazin : Make-up?
Pejic : Nicht viel. Ich bin keine Dragqueen, will mich nicht in jemand anderen verwandeln. Ich möchte natürlich bleiben.
ZEITmagazin : Wenn Sie in High Heels ausgehen, und ein Mann bestellt Ihnen einen Drink - wann sagen Sie ihm, dass Sie nicht das sind, was er vielleicht erwartet?
Pejic : Ich habe schon viele Freigetränke bekommen, und ich habe noch niemanden mit nach Hause genommen und im Unklaren darüber gelassen, dass ich keine Frau bin. Aber den meisten ist das auch gar nicht so wichtig. Sie bestellen mir trotzdem noch einen Drink.
ZEITmagazin : Interessieren Sie Frauen oder Männer?
Pejic : Ich will es mal so sagen: Liebe kennt keine Grenzen.
ZEITmagazin : Sie sind jetzt 19 Jahre alt. Sie werden nicht immer als Model auf der feinen Linie zwischen den Geschlechtern balancieren können. Wenn Sie später einmal einen Job außerhalb der Mode annehmen, wird man wohl wissen wollen, ob man es mit einem Mann oder einer Frau zu tun hat.
Pejic : Vielleicht, aber zurzeit funktioniert es. Ich werde die Dinge auf mich zukommen lassen.
ZEITmagazin : Wissen Sie schon, welches Geschlecht Sie haben wollen, sollten Sie sich einmal entscheiden müssen?
Pejic : Ja das weiß ich. Aber ich verrate es noch nicht.
http://www.zeit.de/2011/08/Mode-Model
Andrej Pejic TV and magazine interviews
Model Andrej Pejic: „As a woman I am sexy, as a man I am plain."
He is the only model who presents Menswear and Womenswear. That makes him the epitome of a revolutionary trend: The dissolution of the boundaries between sexes.
ZEITmagazin: Mister Pejic, do feel more like a man or a woman?
Andrej Pejic: Sometimes I feel more masculine but sometimes more feminine. Mayn think of me as more feminine but I am both. And at the moment I feel very comfortable about that.
ZEITmagazin: When did you discover your femine side?
Pejic: When I was very young I was interested in my mother's wardrobe. As long as you are a kid everyone thinks that's cute. It was only when I got older that I realized that there is a thin line between boys and girls.
ZEITmagazin: And then it wasn't cute anymore?
Pejic: No, it wasn't OK anymore that played with dolls and wore make up. Between the age of 8 and 12 there was a time when I desperately tried to be a real boy. But that didn't work very well.
ZEITmagazin: You were born in Bosnia, shortly before the War and lived in Serbia until you were 8 years old. That doesn't seem to me like an environment which respects sexual self-discovery...
Pejic: Serbia is/was definitely not a very tolerant country. But I was a cute kid and could easily be forgiven. The tough time began when I got older. I'm very thankful for my mother who got us
sheltered through this hard time.
ZEITmagazin: What was your parental home like?
Pejic: My father was an economist. Now he works in the tourism industry in Bosnia. My mother was a lawyer. When we moved to Australia she studied again and she is now a teacher.
ZEITmagazin: So you are a middle class family?
Pejic: Yes, but after the war we were a poor family. I feel more like a working-class kid.
ZEITmagazin: Was it difficult to orient yourself when you moved to a foreign country when you were 8 years old?
Pejic: It was hard. There was no integration course for foreigners. I was in a school class, didn't speak any English and tried to catch some things. But it's easier when you are a kid. It took me a year to learn the new language.
ZEITmagazin: When did you become interested in fashion?
Pejic: I started reading fashion magazines early on and I loved buying clothes. But I never dreamed of a modelling career.
ZEITmagazin: You've been working as a model for about a year now. How ere you discovered?
Pejic: I was selling fruits on a market in Melbourne. A model agent came by and bought strwaberries off me. He asked me if I wanted to stop by at his agency.
ZEITmagazin: Without knowing that you weren't a woman?
Pejic: They only found out later at the agency but they thought that was even more interesting.
ZEITmagazin: I read that you were approached in Melbourne at the airport.
Pejic: You know, I get asked how I was discovered so often - I change things up to keep it intersting. Every story has its own truth.
ZEITmagazin: At the moment you are the only famous model that wears both menswear and women's wear. When was the first time you modelled women's wear?
Pejic: I've modelled for some Australian brands but my first big show was Gaultier at the Haute Couture shows in Paris in January. It took a while until people thought I was capable of modelling
women's collections because there were doubts I had the body to do it. But apparently I do have it.
ZEITmagazin: Does it make a difference whether you walk women's or men's shows?
Pejic: Fashion for women is more demanding.
It depends on how you walk and how you move. At men's shows you just run off.
ZEITmagazin: Can you switch between man and woman in your head?
Pejic: I know what others expect of me. As a woman I am sensual and sexy. As a man I am more - plain.
ZEITmagazin: Being a man means being plain?
Pejic: When it come sto fashion - yes.
ZEITmagazin: How do other models respond to you?
Pejic: They are kind. Not my best friends but not bitchy either. At the menswear shows I'm usually the only one who's especially feminine. But even the very masculine models are cool about that.
ZEITmagazin: How do you normally dress?
Pejic: I wear both men's and women's clothes. But looking good as a woman is less expensive. Good menswear is very expensive.
ZEITmagazin: Do you wear dresses?
Pejic: If I see a dress I like, I'll wear it. I have no problem with that. I also wear high heels.
ZEITmagazin: Make-up?
Pejic: Not much. I'm no drag queen and don't want to transform into someone else. I want to be natural.
ZEITmagazin: When you go out in high heels and a man offers you a drink, when do you tell him that you might not be what he thinks you are?
Pejic: I've been offered many drinks and I've never taken anyone home without letting him know that I'm not a woman. But it's not even that important to many of them. They'll buy me a drink nevertheless.
ZEITmagazin: Do you like men or women?
Pejic: Let me put it this way: Love has no boundaries.
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這篇給我一點時間翻譯。 原先儲存的world檔毀損了,當初好不容易翻譯好的內容,就這樣沒了....
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